Europa-Rassestandard: Steckbrief der Dorking und Zwerg-Dorking – eine Zusammenfassung und Leitlinie für uns ZüchterInnen sowie Preis- und Sonderrichter – auch auf der Grundlage des Zuchtstandes 2018/2019


Sie gehören zu den großen und schweren Hühnern, ihr Körper ist breit und lang mit waagrechter Haltung, tiefe volle Brust und Bauch (Rechtecktyp), eher tiefer bis mittelhoher Stand, die Schenkel sind nicht oder wenig sichtbar. Man spricht von einem Fleischhuhn mit vierschrötigem Körper – damit ist ein massiger grober Körper gemeint. Die Läufe sind kräftig und hell (fleischfarbig), kräftig deshalb, damit der massige Körper auch von einem stabilen Knochenbau und von kräftigen Läufen getragen wird.

Die 5. Zehe ist ein weiteres Hauptrassemerkmal. Diese ist oberhalb der vierten Standzehe angesetzt und verläuft mit leichten Schwung nach oben, die 5. ist deutlich länger als die 4. Zehe. Der Abstand bzw. die Trennung zwischen der 4. und 5. Zehe muss klar gegeben sein. Ob hier der Abstand bis zu ein paar Millimetern beträgt, ist nicht ausschlaggeben, wichtig ist die klare Trennung der 4. und 5. Zehe – d.h. eine gemeinsame Knochenwurzel (knorpelähnliche Verwachsung) ist fehlerhaft. Wichtig ist auch, dass die 4. Zehe Bodenhaftung sprich Standfestigkeit hat – also nicht frei in der Luft hängt – je nach Ausprägung ist dies auch fehlerhaft. Auch dürfen die Krallen an den Enden der Zehen – insbesondere 4. und 5 Zehe – nicht verkümmert sein bzw. in mehrfacher Form (Doppelkralle) vorkommen.

Der Kopf bei den Dorking ist groß – sitzt auf einem gedrungenen breitem Hals, der kräftige Einfachkamm mit breiten Kammzacken bzw. der grob geperlte Rosenkamm ist bei den Hähnen eher groß als von mittlerer Ausprägung (nicht wie bei z.B. New Hampshire usw. oder Dt. Reichshühner usw.), die Kehllappen sind auch eher lang und groß, Längsfalten sind erlaubt, Querfalten ein Fehler, ein leichtes Aufklappen liegt in der Natur der deutlichen Ausprägung der Kehllappen und ist zu tolerieren. Der Schnabel ist kräftig und hell, der Blick bei ausgewachsenen Dorkings wirkt eher „finster“. Die Ohrlappen sind auch von deutlicher Ausprägung, zwingend rot bei den Hähnen, bei legenden Hennen ist eine Ohrblässe weder Wunsch noch Fehler – deutlich weiße Ohrscheiben (Email) sind natürlich fehlerhaft. Der Einfachlamm kippt bei den meisten Hennen im hinteren Teil zur Seite. Ein Stehkamm ist nicht fehlerhaft. Da das Kammblatt eher weich ist, kommt es zu unterschiedlichen Ausprägungen – aber ein ausgeprägter Wickelkamm (Kammfront) ist fehlerhaft – Kämme wie bei Italienerhennen können nicht als Maßstab herangezogen werden – hier ist bei der Bewertung mit Maß und Verstand vorzugehen. Doppelzacken, Auswüchse und dgl. sind fehlerhaft.

Das Gefieder der Dorking ist deutlich ausgeprägt, Hals- und Sattelbehang bei den Hähnen lang und füllig. Der Schwanzaufbau bei den Hähnen ist lang, breit und voll, reichlich besichelt, bei den Hennen ebenfalls breit im Ansatz, die langen Steuerfedern werden leicht gefächert getragen, teilweise zieht die Henne im Käfig die Steuerfedern zusammen und der Schwanz wirkt schmal – hier ist ebenfalls Geschick und Augenmaß beim Bewerten gefragt. Der Winkel liegt bei rund 45° - teilweise bei den Hähnen je nach Temperament etwas steiler – auch hier ist mit Maß und Verstand zu bewerten. Da die Dorking sehr massig sind und eher tiefer stehen, wirken die Gefiederpartien in der Flanken- und Bauchregion teilweise etwas „weich“ – auch dies ist mit Maß und Verstand zu bewerten.

Das Gewicht beim Hahn beträgt zwischen 3,5 und 4,5 kg – Junghähne liegen im unteren Bereich, Althähne im oberen Bereich. Bei der Henne ist das Gewicht mit 2,5 bis 3,5 kg benannt – auch hier muss zwischen Jung- und Althennen unterschieden werden.

Ringgröße beim Hahn: 22
Ringgröße bei der Henne: 20

Das Gewicht bei den Zwerg-Dorking liegt beim Hahn bei 1,3 kg und bei der Henne bei 1,1 kg.

Ringgröße beim Hahn: 15
Ringgröße bei der Henne: 14

 

Farbenschläge:

silberhalsig

SV11
Der Hahn hat eine schwarze Brust- und Bauchfarbe leicht silbergesäumte Einlagerungen sind gestattet, Schwanzfarbe schwarz, Nebensicheln leicht silbergesäumt, viel Schilf (weiß) in der schwarzen Steuerfeder ist genauso wie in den schwarzen Schwingen ein Fehler. Die Deck- und Mantelfarbe ist ein (weißes) reines silber, nur leichte Schaftstriche im Hals- und Sattelbehang, auf den Schultern nur wenig schwarz, reine Silberfarbe. Starke braune und rote Farbeinlagerungen können nicht mehr toleriert werden.

 

silber-wildfarbig (dunkel)

SV31

Der Hahn erscheint vom Grundsatz her, wie bei den silberhalsigen, nur: im Brust- und Bauchgefieder sind keine silbergesäumten Einlagerungen gestattet, der Hals- und Sattelbehang ist deutlich mit schwarzen Schaftstrichen gezeichnet, die Schulterfarbe wirkt überzeichnet (Schwarzeinlagerungen).

In der Praxis ist eine Unterscheidung oftmals gar nicht so einfach, da der Zuchtschwerpunkt auf dem Typ und nicht in der Farbe und Zeichnung liegt – ausdrücklich sagt der Standard: die Farbe ist von untergeordneter Bedeutung – dies muss strikt beachtet werden!

 

silberhalsig

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Die Henne hat eine helle silbergraue Mantelfarbe, mit feiner Rieselung ohne Säumung und mehr oder weniger ausgeprägter Nervzeichnung. Die Brustfarbe ist lachsfarbig mit hellem Federkiel. Die Halszeichnung ist silberweiß mit klarem Schaftstrich. Die Steuerfedern sind dunkelgrau – auch hier gilt starker Schilf in den Steuerfedern und Schwung sind fehlerhaft.

 

silber-wildfarbig

SV41
Die Henne entspricht auch hier vom Grundsatz her farblich der silberhalsigen. Jedoch: kommt hier das genetisch verankerte Schwarzpigment deutlich zum Vorschein – die Feder im Mantel ist mit einem sogenannten schwarzen Halbmond gezeichnet – je nach Ausprägung nur leicht angedeutet oder komplett gesäumt – die dunkle Lachsbrust ist ebenfalls mit diesem schwarzen Halbmond mehr oder weniger gesäumt. Die Halszeichnung ist nicht mehr klar gezeichnet, sondern stark schwarz durchsetzt (verwaschen). Auf älteren Abbildungen konnte man sogar hoch prämierte Hennen mit quasi schwarzer Mantelfarbe und Nervzeichnung sehen. Leider ist diese Variante mit der Neufassung des Standards von der Ausstellungsbühne verschwunden.
Leichte bräunliche Farbeinlagerung in der Mantelfarbe (Rost) ist bei beiden Farbspielen zu tolerieren.
Nur die Koeyoshi (Kämpfer) kommen ebenfalls in silber-wildfarbig vor.
Die Zwerg-Dorking sind nur in beiden silber-Variationen anerkannt.

 

Zuchtstand Dorking


Beide Farbenschlägen sind seit jeher sehr gut durchgezüchtet und verfügen über ein hohes rassiges Niveau – sie sind Maßstab für die nachfolgenden Farbenschläge.

 

Zuchtstand Zwerg-Dorking


Leider gibt es nur eine kleine Rumpf-Zucht, die vereinzelt gezeigten Tiere (holländische Abstammung) sind rassig; ernsthafte Züchter werden hier dringend gesucht!

 

goldhalsig

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Diese Variante wurde erst mit der Neufassung der Standards in den 90er Jahre durch das BZA Mitglied und den Dorkingzüchter, Fritz Schöne initiiert – bis dahin gab es nur die Farbbezeichnung rotbraun, deren Beschreibung aber nicht auf die goldhalsigen zutraf. Somit kann gesagt werden, dass die goldhalsigen neu in den Standard aufgenommen wurden.
Gezeigt wurden sie seitdem auf Großschauen so gut wie nie. Sie existieren aber in wenigen Zuchten, dort werden sie aber nachhaltig gezüchtet, schade, dass diese Züchter bislang den Weg auf Großschauen gescheut haben.
Alles was bei den silberhalsigen silber ist, erscheint hier in einem hellen warmen gold bzw. bei den Hennen in einem hellen leuchtenden braun.

 

gold-wildfarbig

Dorking Voliere 2
Vor der Standardänderung wurde diese Variante mit rotbraun beschrieben und entsprach der dunklen Variante – alles was dort silber ist, ist hier eine satt rote Farbe (Hahn) bzw. ein dunkles warmes braun bei der Henne.
Heute definiert sich dieser Farbenschlag analog der silber-wildfarbigen – anstelle von silber halt rot beim Hahn bzw. rotbraun bei der Henne – die Farbtöne streuen: von satt dunkelrot bis rot beim Hahn und mahagoni bis hellbraun bei der Henne.

 

Zuchtstand:


Werden Tiere dieser Farbgebung auf Großschauen gezeigt, entsprechen sie durchaus einem hohen Zuchtstand – leider werden sie viel zu selten gezeigt. Hier möchten wir alle Züchter motivieren ihre Dorking auch auf Großschauen zu zeigen.

 

weiß

 Dorking weiß Hannover 2018 v BB Joachim Mojzis Frickenhausen (002)Dorking_weiƒ_10_Leipzig_2019_8392_sg94_GE_Joachim_Mojzis_Chemnitz.jpg


Beide Geschlechter sind rein weiß ohne farbige Einlagerungen. Bei den Hähnen ist ebenfalls auf ein rein weißes Gefieder ohne gelben Anflug im Sattel zu achten. Einige wenige schwarze Spritzer sind zu tolerieren.

 

Zuchtstand:


Früher kaum auf Großschauen anzutreffen werden sie heute nachhaltig gezeigt, die Tiere sind groß und kräftig, der Dorkingtyp muss noch deutlicher herausgezüchtet werden. Insgesamt ein guter Zuchtstand für diesen Farbenschlag.

 

gesperbert

Dorking, gesperbert, 0,1, Leipzig 2019, 8409, sg93 Z, Kai Korngiebel, Werra Suhl Tal
Die Feder ist im mehrfachen Wechsel von schwarz mit lichtblau leicht bogig quer gebändert gezeichnet. Diese Aufteilung ist genetisch beim Hahn 1:1 bei der Henne 2:1, wodurch sie etwas dunkler erscheint – die Zeichnung ist eher etwas verschwommen, also nicht so scharf abgetrennt wie bei den gestreiften Amrocks. Viel Rost- oder Brauneinlagerungen sind fehlerhaft.

 

Zuchtstand


Viele Jahre wurden sie nicht auf Großschauen gezeigt, ein Züchter hat sich dieser Variante jetzt angenommen und erstmalig wieder in 2019 ausgestellt. Die gezeigten Tiere haben viel Potential, hier muss noch mit Fingerspitzengefühl bewertet werden.

 

Rosenkämmige Variante


Alle Farbenschläge sind auch mit Rosenkamm zugelassen. Dieser ist eher grob geperlt und breit.

 

Zuchtstand


Es gibt Zuchten mit Rosenkamm in Deutschland. Auf Großschauen werden sie aber nicht gezeigt. In den letzten 15 Jahren wurde ganz selten nur Einzeltiere gezeigt, diese überzeugten aber durchaus.

 

Hauptrassemerkmale:


Form, Masse, Typ, 5-Zehigkeit
die Farbe ist von untergeordneter Bedeutung

Oktober 2020/ Joachim Mojzis

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